Bürgerstiftung Wusterhausen will aus den Kinderschuhen heraus

02.04.2016

Ein Jahr nach ihrer Gründung soll die Einrichtung öffentlich aktiver werden

 

Von Wolfgang Hörmann (MAZ Kyritzer Tageblatt vom 01.04.2016)

 

Wusterhausen. Wer einen Stein ins Wasser wirft, kann zusehen, wie es sich in einem größer werdenden Kreis ausbreitet. Auf diesem Bild fußt die Idee des Projektes, mit dem Wusterhausener vor gut einem Jahr an den Start gingen.

Am 2. Dezember 2014 wurde die Urkunde für die „Bürgerstiftung Wusterhausen/Dosse“ unterzeichnet. Initiatoren waren Bürgermeister Roman Blank und die örtliche Gewerbegemeinschaft. Im übertragenen Sinne fingen damit die Dossestädter den Ball auf, den die Sparkasse Ostprignitz-Ruppin Kommunen zuwirft. Eine Stiftungsgemeinschaft der Bank macht es möglich, dass Städte und Gemeinden ihr eigenes Sparschwein füttern können, aus dessen Bauch Vereine, Veranstaltungen, örtliche Initiativen langfristig finanziell unterstützt werden können. Das Geld soll von den Städtern kommen, von den heutigen und den ehemaligen, eigentlich von jedem, der es erübrigen kann.

Starthilfe gibt die Sparkasse. Für Wusterhausen waren es 14 000 Euro als Stiftungsstock. Diese dauerhafte Kapitaleinlage darf nicht angegriffen werden. Sie vergrößert sich mit jeder sogenannten Zustiftung und beträgt gegenwärtig 18 500 Euro. Obwohl der gemeine Sparer derzeit vergeblich darauf hofft, dass sich sein Guthaben dank Zinsen mehrt, gibt es bei der Bürgerstiftung eine Ausnahme. Die Sparkasse OPR sichert in jedem Fall Zinsen in Höhe von drei Prozent zu. Dieses Geld kann verwendet werden. Je mehr im Stock, desto größer die Verfügbarkeit – so die einfache Rechnung. Das Wusterhausener Vorhaben orientiert sich an Beispielen aus Fehrbellin und Rheinsberg. In beiden Städten haben öffentliche und private Geldgeber für ein erhebliches Fundament ihrer Bürgerstiftungen gesorgt. Die Fehrbelliner Stadtverordneten stimmten sogar dafür, eine halbe Million Euro aus der Rücklage der Stadt ihrer Stiftung zu überlassen. Dafür wurde ein Großteil freiwilliger sozialer Leistungen Stiftungsaufgabe.

Wusterhausen ist davon noch ein ganzes Stück entfernt, obwohl es gute Anfänge gab. Aber mit der öffentlichen Wahrnehmung hat es sehr zögerlich geklappt. Zwar geben die 2000 Flyer, die die Sparkasse auf ihre Kosten drucken ließ, ausreichend Auskunft über Vorhaben, Ziele und Vorteile, doch kamen die Heftchen erst zwei Tage vor dem diesjährigen Neujahrsempfang Ende Januar in der Gemeinde an. Seitdem liegen sie öffentlich aus. Kein Wunder, dass es noch an Reaktionen hapert.

„Wir wollen da aktiver werden“, sagt Steuerberater Sebastian Groß namens des siebenköpfigen Stiftungsrates, darunter vier Mitglieder aus der Gewerbegemeinschaft und der Bürgermeister als „geborenes“ Mitglied. So sei eine der Ideen, die Betreiber von Windkraftanlagen anzuschreiben. Worum es geht, steht auf der ersten Seite der handlichen Infoschrift: „Wusterhausen braucht Ihre Unterstützung.“ Ein Zahlschein ist Teil des Druckwerks. Darauf kann sich der Adressat entweder als Spender oder als Zustifter beteiligen. Zustiftungen dienen dem Stiftungsstock, also dem Kapital. Spenden müssen innerhalb eines Jahres ausgereicht werden.

Das ist mittlerweile auch schon geschehen. Nutznießer waren dabei die Arbeitsgemeinschaft Schwimmen, die sich allwöchentlich unter Leitung von Wolfgang Kamphausen im Fitness-Center am Campingplatz trifft, und die Tanzgruppe der Astrid-Lindgren-Grundschule. In beiden Fällen hielt sich der Stiftungsrat bei der Vergabe passgenau an die selbst gesteckten Hilfsziele: Jugend beziehungsweise Sport. Ferner geht es um Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens, von Altenhilfe, Kunst und Kultur, Denkmalschutz und -pflege, Bildung und Ausbildung, Naturschutz und Landschaftspflege, Wohlfahrtswesen, Rettung aus Lebensgefahr und Feuerschutz. „Das ist ein weites Feld“, fasst Sebastian Groß zusammen. Es zu bestellen, dabei könnte seiner Ansicht nach auch die Gemeinde mithelfen, „zum Beispiel, wenn Erlöse aus Sonderverkäufen von Grundstücken unser Konto erreichen“.

Die Gemeindevertreter konnten sich für eine solche Regelung noch nicht erwärmen. „Die Sache ist an sich in Ordnung, doch kann man meiner Meinung nach nicht von einer Bürgerstiftung sprechen, wenn der Stiftungsrat, in dem Fall von der Gewerbegemeinschaft, mehrheitlich Mitglieder stellt“, sagt Uwe Tackmann. Der Gemeindevertreter der Linken, selber im Verein und etwa zehn Jahre lang Schatzmeister, macht seine Kritik an diesem Punkt fest. Es gehe ihm um die „Art und Weise der Kontrolle bei der Vergabe“ der Gelder.

Von Wolfgang Hörmann